Die Geschichte der Zöliakie

Die Geschichte der Zöliakie


Zöliakie ist eine seit langem bekannte Krankheit. Die Symptome wurden schon früh in der Geschichte beschrieben, aber die Ursache blieb lange unentdeckt. Einer breiteren Öffentlichkeit bekannt geworden ist die Krankheit erst in den letzten Jahren. Eine Rolle dabei spielen sicher die heute besser zugänglichen Testmöglichkeiten und der Trend sich glutenfrei zu ernähren.

Liest man die Geschichte der Zöliakie, so stellt man fest, dass die Möglichkeit einer gesicherten Diagnose noch gar nicht so alt ist. Es gibt immer wieder neue Erkenntnisse über diese Krankheit und viele Zusammenhänge sind noch unerforscht. Soweit ich weiss ist beispielsweise bis heute nicht eindeutig geklärt, warum bei einigen wenigen Menschen mit der genetischen Disposition zur Zöliakie die Krankheit ausbricht und bei den meisten Menschen aber nicht. Wahrscheinlich ist noch nie soviel über Zöliakie geforscht worden wie heute. Ich bin dankbar dafür in dieser Zeit zu leben und optimistisch, dass wir von diesen Forschungen in den nächsten Jahren noch auf die eine oder andere Weise profitieren werden.


Ich habe versucht für euch ein paar Fakten zusammenzustellen, die zeigen wie im Laufe der Geschichte das Wissen über diese Krankheit zugenommen hat und dass es lange nicht klar war, dass Gluten der Auslöser ist


Historische Entwicklung


Erste Erwähnung der Krankheit

Der Name Zöliakie leitet sich von dem altgriechischen Wort „koilia“, zu deutsch „Bauch/Unterleib“ ab. Erstmalig berichtet wurde über die Krankheit von Aretaios von Kappadokien im 2. Jahrhundert nach Christus in Griechenland. Der Arzt beschreibt in einem medizinischen Lehrbuch verschiedene Krankheiten. Er erwähnt unter anderem auch die „bauchige Krankheit“.


Der Zusammenhang mit der Ernährung wird erkannt

Im 19. Jahrhundert beschreibt der englische Kinderarzt, Dr. Samuel J. Gee, als erster die Krankheit etwas ausführlicher. 1888 berichtet er von der „coeliac affection“, einer Verdauungsstörung die vor allem bei Kleinkinder auftritt und erkennt einen Zusammenhang mit der Ernährung.

1908 beschreibt Dr. Christian Herter in einem Buch über Kinder mit Zöliakie, daß die erkrankten Kinder Fett besser vertragen als Kohlenhydrate.

In der Literatur wurde die Zöliakie in den darauffolgenden Jahren nach diesen beiden Ärzten benannt und hieß das „Gee-Herter Syndrom“.


Wie eine gute Beobachtung zu einem Trugschluss führte

In einem 1924 in den USA veröffentlichten Artikel beschreibt Dr. Sidney Haas eine auf Banane basierende Diät die zur Heilung von Zöliakie führt. Er stützt sich dabei auf Beobachtungen, die er in einer Stadt in Puerto Rico machte. Die Bewohner die viel Brot zu sich nahmen erkrankten an Zöliakie wohingegen die Krankheit unter den Bauern, die sich hauptsächlich von Bananen ernährten, nicht auftrat. Während die Beobachtung richtig war, zog er leider die falschen Schlüsse daraus und machte aus der Banane eine Art heilendes „Superfood“ statt sich auf das Getreide zu konzentrieren. Seine Diät verbot Stärken, verordnete täglich mehrere Bananen und dazu Milch, Fleisch und Gemüse. Er war mit seiner Diät so erfolgreich, dass Patienten von weit her anreisten und 1930 sogar die Universität von Maryland Bananen zur Behandlung von Zöliakie empfahl. Für die Kinder war sein Trugschluss tragisch, denn nach abklingen der Symptome galten sie als geheilt und durften sich wieder normal ernähren.


Die Entdeckung der glutenfreien Diät

Ebenfalls durch Beobachtungen kam der niederländischen Arzt Wilhelm Karel Dicke auf eine andere Idee. Zu seinem Erstaunen verbesserte sich der Gesundheitszustand der an Zöliakie erkrankten Kinder während des Zweiten Weltkriegs. Und das obwohl sich die allgemeine Versorgungslage drastisch verschlechtert hatte. Er erkannte: Durch die Mangelernährung nahmen die Kinder, kaum Getreide zu sich. Schon Anfang der 40er Jahre verfasste er dazu erste Schriften und führte Untersuchungen durch. 1950 veröffentlichte er die Erkenntnis, dass die Symptome in Zusammenhang mit dem Klebereiweiß Gluten stehen. Er gilt damit als der Erfinder der glutenfreien Diät zur Behandlung von Zöliakie.

1957 beschieb die Wissenschaftlerin Margot Shiner das Abflachen der Darmzotten, die sogenannte Zottenatrophie. Im Folgejahr konnte Dr. E.Berger aus Basel die Gliadin Antikörper nachweisen und führte die serologische Diagnostik ein.

In den folgenden Jahren gab es immer wieder neue Erkenntnisse über die Krankheit und ihre Symptome. 1969 führt die Europäische Gesellschaft für pädiatrische Gastroenterologie, Hepatologie und Ernährung (ESPGHAN) Kriterien zur Diagnose der Zöliakie ein. Die sogenannten Interlaken Kriterien. Sie gelten, mit einer Überarbeitung in Jahr 1990, bis heute. 

Als entscheidendes Antigen für die Antikörper wird im Jahr 1997 die Gewebetransglutaminase (tTG) erkannt.


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