Glutenfrei auf Klassenfahrt

Glutenfrei auf Klassenfahrt

Klassenfahrten sind für Eltern im Bezug auf die glutenfreie Ernährung immer eine Herausforderung

Was soll das Kind essen??? Bietet die Jugendherberge glutenfreies Essen an? Ist das sicher? Wie sieht es mit Kontamination aus? Soll ich mein Kind zuhause lassen?
Am Besten ruft man die Jugendherberge oder das Landschulheim an, und versucht bereits im Vorfeld zu klären, ob glutenfreies Essen möglich ist.
Idealerweise erkundigt man sich bei Bekanntgabe des Klassenfahrtziels sofort und je nach Gesprächsergebnis nochmal ein paar Tage vor Antritt der Klassenfahrt. Das letzte Gespräch dient dann ehr der zur Vergewisserung das alles so läuft wie geplant und um gegebenenfalls nochmal an die speziellen Bedürfnisse des Kindes zu erinnern.

Auch die begleitenden Lehrer sollten informiert sein, dass das Kind glutenfreies Essen benötigt.

Mögliche Fragen an die Jugendherberge:

Wieviel Mahlzeiten pro Tag gibt es?
Je nach Unterkunft gibt es nachmittags oft noch Kuchen oder es ist durch Ausflüge Mittags Selbstversorgung bzw. das Mittagessen wir als Lunchpaket zu Ausflügen mitgegeben.

Wie ist das Essen geregelt?
Gibt es Buffet oder wird vom Personal dort Essen ausgetragen. Bei der letztgenannten Variante  es kann evtl. jemand drauf achten was das Kind bekommt.  – In einigen Jugendherbergen machen die Kinder selber in wechselnden Gruppen Tischdienste – spätestens da hat man, realistisch gesehen, keine Kontrolle mehr über Kontamination. (Alternativ kann natürlich das eigenen Kind bei jedem Tischdienst dabei sein.)

Wer ist vor Ort der Ansprechpartner, an den sich das Kind wenden kann?
Oft nenne die Jugendherbergen einen Ansprechpartner, so dass sich das Kind bei der Ankunft oder bei Problemen an Herrn/Frau XY wenden kann.

Kann ich mit jemandem in der Küche sprechen, um Besonderheiten, gerade im Bezug auf Kontamination, zu erläutern?
Wie wir alle wissen ist glutenfrei nicht gleich glutenfrei. Ein kurzes Gespräch mit der Küche gibt oft schon einen Eindruck ob sich jemand mit dem Thema schonmal beschäftigt hat und es ernst nimmt.

Macht es Sinn ein paar Tage vorher nochmal anzurufen und kurzfristig alles zu besprechen?
Sprechen sie das Thema offen an, wenn sie noch unsicher sind ob alles geklärt ist. Manche Jugendherbergen sind froh, zwei/drei Tage vorher nochmal kurz erinnert zu werden und als Elternteil gibt es nochmal etwas mehr Gewissheit. Es kann auch immer einen Personalwechsel gegeben haben und die Information wurde nicht weitergeleitet.

Kann die Herberge glutenfreies Brot besorgen oder muss man das mitbringen?
Manche Jugendherbergen haben glutenfreies Brot bzw. besorgen es auf Anfrage. Hilfreich ist oft die Bitte, dem Kind das Brot in der Verpackung zu geben, so dass Kontamination vermieden wird. Es reicht eben nicht, dass das Brot glutenfrei ist, wenn es dann mit dem anderen Brot zusammen im Brotkorb landet.

Im Fall von Selbstversorgung:
Gibt es für das Kind eine Möglichkeit mitgebrachte Sachen im Kühlschrank zu lagern? Hat das Kind Zugang zu einer Mikrowelle, einem Heißwasserkocher? Kann das Kind Obst und Gemüse direkt aus der Küche bekommen und/oder selber schneiden?

 

Der Idealfall:

Im besten Fall stellt man bei diesem Anruf fest: Die Jugendherberge ist optimal geschult und verständig und man schickt das Kind mit einer kleine Notration Reiswaffel und ein paar netten Worten auf den Weg.
Fertig.

Die (leider) häufig vorgefundene Realität:

In der Realität, zumindest in unserer, hat es schon bei der ersten Klassenfahrt nach der Diagnose, nicht geklappt. Die Jugendherberge hat auf Anfrage erklärt, nicht genug Personal zu haben, um etwas extra zuzubereiten oder gar auf Kontamination zu achten. Die Verpflegung für jemanden mit Zöliakie wäre nicht möglich.
Man kann darüber streiten, ob das so sein sollte, aber mir persönlich ist eine ehrliche Antwort an dieser Stelle wichtiger, als ein halbherziger Versuch, der dann schief geht.

Sprechen Sie mit Ihrem Kind: was traut es sich zu, womit fühlt es sich sicher. Das Alter und die Reife der Kinder spielt hier sicher im Umgang mit der Ernährung auch eine große Rolle. Oft sind die Kinder auch noch zu klein und unerfahren, um kritisch Kontamination zu hinterfragen und Gefahren zu erkennen. Oder sie trauen sich nicht zu widersprechen, wenn gut-meinende, aber leider unwissende Erwachsenen erklären: „Dass kannst Du ruhig essen, hat noch keinem geschadet…“
In solchen Fällen ist es oft einfacher eigenes Essen mitzugeben um auf der sicheren Seite zu sein.

Bei der Entscheidung der teilweisen oder vollständigen Selbstversorgung stellt sich nun die Frage: Was kann man dem Kind mitgeben?

Es sollte schmecken, satt machen, einfach zuzubereiten sein, nicht verderblich, gesund sein … und natürlich glutenfrei.
Realistisch gesehen muss man Prioritäten setzten. Gesund kochen sollten sie auf die Woche vor und nach der Klassenfahrt verschieben. (Gesunde Küche erwarten übrigens auch die meisten anderen Eltern nicht ;-)). Auch beim Geschmack muss man sicher kleine Abstriche machen, aber mit etwas Aufwand kann man trotzdem einen Essensplan für die Zeit in der Jugendherberge erstellen.  Ich bin manchmal erstaunt, was sich sogar bei unseren Discountern findet, wenn man mal genau hinschaut.

Hier habe ich ein paar Sachen zusammengestellt, die man mitnehmen könnte. Die Liste soll einfach Anregungen geben. Die genaue Auswahl hängt sicher auch stark vom Alter des Kindes, dem Geschmack, weiteren Intoleranzen und den Einkaufsmöglichkeiten ab. Ich gehe davon aus, dass frisches Obst (Äpfel, Bananen, ..) für die Kinder in der Jugendherberge zur Verfügung stehen. Gemüse kann man evtl. als Rohkost mitgeben oder vor Ort direkt aus der Küche holen.

Frühstück:

  • Lieblingsmüsli oder Cornflakes
  • Brötchen oder geschnittenes Brot mit Toasterbags*. Wenn möglich eine Brotsorte die auch ungetoasted /nicht aufgebacken schmeckt.
  • Butter (Tipp: Die streichzarte Butter in verschließbarer Fertigpackung kaufen.)
  • Ein Glas „Lieblingsaufstrich“ (Marmelade/Erdnussbutter/Nutella/Honig) und/oder etwas Aufschnitt (Käse oder Wurst). (Oft hat man Glück und es wird beim Buffets Konfitüre und Butter einzeln verpackt angeboten und es gibt Joghurt in verpackten Bechern – das kann man meistens vorab am Telefon erfragen.)

Mittag

  • Der Kartoffelbrei (Foto) braucht nur heißes Wasser. Der Kartoffelbrei von DM ist glutenfrei und auch von Pfannie gibt es mehrere glutenfreie Sorten. (Achtung: NICHT ALLE SORTEN SIND GLUTENFREI)
  • Bei den Reisgericht (Foto) von Uncle Bens sind FAST alle Sorten glutenfrei. Es gibt auch weißen Reis oder Milchreis. Ähnliche Produkte von anderen Herstellen gibt es mittlerweile in fast allen Supermärkten.
  • Bei Lidl gibt es abgepackte Hühnchenstreifen im Kühlregal die man gut mitnehmen kann. Von Mühlenhof gibt es eine glutenfreie Sorte Frikadellen im Kühlregal (Achtung, einige Sorten sind mit Gluten), Brühwürste kann man sich vor Ort mit heißem Wasser warm machen oder es gibt einfach eine Bifi Wurst (Foto)
  • Als Nachtisch bietet es sich an einfach ein paar Becher Pudding oder Joghurt mitzugeben.
    Den 1 Liter Tetrapack Vla (holländischer Pudding, siehe Foto) habe ich beim „real“ Supermarkt gefunden. Wenn ein Kühlschrank vor Ort ist kann das Kind sich nach Bedarf immer eine Portion Nachtisch holen.

Nachmittags

    • Kekse, eingepackte Muffins, Müsliriegel, …

Abends

  • Brötchen oder geschnittenes Brot mit Toasterbags*. Wenn möglich eine Sorte die auch ungetoasted/nicht aufgebacken schmeckt.
  • Butter (Tipp: die streichzarte Butter in verschließbarer Fertigpackung kaufen.)
  • Aufschnitt (Wurst/Käse)

Dazu
Reis/Maiswaffeln als Notration und natürlich die üblichen Naschereien, die alle anderen Kinder auch in den Taschen haben:-)

Alle Packungen mit einem wasserfesten Stift mit dem Namen des Kindes und dem Wort glutenfrei beschriften, damit es nicht zu Verwechslungen kommt. Einen Zettel mit den „bösen“ Zutaten und der „Bitte an den Koch“ ist immer hilfreich, wenn vor Ort noch was geklärt werden muss. Eventuell noch etwas extra Geld, falls noch etwas fehlt und dort gekauft wird. Letzteres sollte je nach Alter des Kindes mit der Klassenlehrerin abgesprochen werden.

Information an die begleitenden Lehrer/Lehrerinnen:

  • Die begleitenden Lehrkräfte sollten informiert sein, dass das Kind Zöliakie hat und je nach Alter des Kindes mehr oder weniger gut wissen was es bedeutet.
  • Je nachdem wieviel Essen das Kind mitnimmt, hat es eine extra Tasche mit Lebensmitteln und braucht evtl. Hilfe beim Transport oder mehr Platz im Bus/Zug.
  • Die begleitenden Lehrkräfte sollten eine Telefonnummer der Eltern haben, die sie bei Fragen auch kurzfristig anrufen können. Die Eltern sollten dann auch erreichbar sein!
  • Ja nach Alter des Kindes sollten die Lehrkräfte vor Ort Hilfestellung geben können

Ist alles organisiert, steht einer gelungenen Klassenfahrt nichts mehr im Weg und es kann losgehen:-)

PS: Bei aller Planung und allen Sorgen bitte nicht vergessen: Für die Kinder ist im allgemeinen Essen nicht das Wichtigste auf einer Klassenfahrt. Das Kind hat mit der Sonderverpflegung evtl. weniger Probleme als wir. Ganz sicher will kein Kind, dass die Extraverpflegung das Hauptthema bei allen Gesprächen rund um die Klassenfahrt wird. Das sollten wir im Hinterkopf behalten.
Für uns verschieben sich die Prioritäten natürlich etwas, denn das Kind soll gesund zurückkommen und dafür müssen wir bei der Planung helfen. Aber mit etwas Vorarbeit sollte es klappen.
Dabei-sein ist für das Kind alles und die Alternative ist: zu Hause bleiben – und das will doch auch keiner.

In diesem Sinne wünsche ich allen eine gute Klassenfahrt. Vielleicht habt ihr noch weitere tolle Produkte gefunden, die sich gut zum Mitnehmen eignen und mögt die unten in den Kommentaren teilen. Es würde mich freuen, denn dadurch können noch mehr Menschen von Eurer Idee profitieren.

Toasterbags* bekommt man in einigen Reformhäusern, glutenfreien Onlineshops oder bei Amazon*. Es sind einfache Taschen in die je eine Scheibe Brot passt. Das Brot kommt dadurch nicht mit dem Toaster in Berührung und wird nicht kontaminiert. Diese Toasterbags sind wiederverwendbar.
Man kann solche Toasterbags auch selber aus Backpapier falten und dann im Toaster nutzen. Allerdings würde ich sie dann nur zur Einmalnutzung herstellen und unter Aufsicht nutzen. Für Schulkinder auf Klassenfahrt finde ich die hier beschrieben Toasterbags eine gute preiswerte Notfall-Lösung, falls mal keine eigener Toaster zur Verfügung steht.

 



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